Macht
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Für eine neue Arbeitsweise, aber die Revolution bleibt aus

Für eine neue Arbeitsweise, aber die Revolution bleibt aus „Respekt, Wertschätzung, Anerkennung und eine Beschäftigung, die den eigenen Stärken und Neigungen entspricht.“ Das sind die Erwartungen der jungen Generation und der ihr vorangehenden Generationen, zumindest nach Gerald Wood, dem Mitgründer der Unternehmensberatung Authentic Consult. (Link zum Artikel) „Wer tun darf, was er gut kann, und dafür Anerkennung bekommt, weil seine Arbeit Sinn macht und zielführend ist, der kommt schnell in den Flow.“ konstatiert der früher unter …

Einsichten durch Hitlers Sekretärin über Herrschaft

Einsichten durch Hitlers Sekretärin über Herrschaft Erstaunlich spät habe ich die Aufzeichnungen von Hitlers Sekretärin Traudl Junge gelesen: Bis zur letzten Stunde. Das ist rund 20 Jahre nach ihrem Erscheinen der Fall. Das Buch ist in vielerlei Hinsicht relevant, z.B. als Zeitzeugendokument, außerdem geschichtspolitisch, ferner im Hinblick auf psychologisch-politischeLangfristwirkungen und die Schuldfrage. Was mich beim Lesen der trockenen, vielfach ereignisarmen Darstellung indes beschäftigt hat, ist eine Art bilderreiche und durchaus emotionale Begleiterfahrung. Ich ziehe daraus …

Wissenschaft, Ideologie, Non-sens und dergleichen

Wissenschaft, Ideologie, Non-sens und dergleichen Der amerikanische Ökonom und Gelehrte Arnold Kling schrieb auf Substack unter dem Titel “Justice, order, and the left-right divide”: „In any case, by the time I wrote the third edition, I was more keenly aware that most people don’t really want constructive debate: they use languages that do nothing but exacerbate tribal warfare because they prefer tribal warfare to constructive debate.” Der polnische Soziologe Stanislav Andreski bemerkte in seinem Klassiker …

Ein Führer durch die Krisenpolitik

Ein Führer durch die Krisenpolitik Wirtschaftspolitik ist – überwiegend – Krisen verursachende Politik. Zu diesem Urteil kam bereits 1934 der österreichische Ökonom Fritz Machlup (1902-1983). Mit seiner allgemein verständlichen Darstellung der grundlegenden wirtschaftspolitischen Zusammenhänge „Führer durch die Krisenpolitik“ gelang es ihm, den Leser schwindelfrei zu machen, d.h. frei vom vorherrschenden wirtschaftspolitischen Schwindel. Machlup sollte internationale Bedeutung als ein Begründer der Wissens- bzw. Informationsökonomie erlangen und popularisierte das Konzept der Informationsgesellschaft. Fritz Söllner, Ökonom und Leiter …

Politische Dezentralisierung als verpasste Chance und Ausweg

Politische Dezentralisierung als verpasste Chance und Ausweg Ein ideengeschichtliches Kleinod, allgemeinbildend und aktuell, hat Stefan Blankertz geschaffen. Erstmals ins Deutsche übertragen wurden vom Berliner Wortmetz, Lyriker und Sozialphilosophen drei Essays von Pierre-Joseph Proudhon aus den Jahren 1862 und 1864. Darin attackiert der französische Revolutionär und Gegenspieler von Karl Marx den italienischen Zentralismus und wirbt für den Föderalismus, der dem Wesen Italiens entspreche: geographisch, ethnographisch, historisch, politikökonomisch und völkerrechtlich. Der erneut mit Sorgfalt und Geschmack, bis …

Herrschaft begrenzen und minimalinvasiv handeln

Liberale werden für ihre Staatskritik selbst kritisiert. Entrüstung ob der Staatsferne äußert sich in Begriffen wie Nachtwächterstaat, Marktfundamentalismus und Manchesterkapitalismus sowie laissez-faire. Man könne den Dingen, den Menschen nicht einfach seinen Lauf lassen, eine sauber ordnende Kraft sei notwendig. Auch Vorwürfe werden erhoben wie: das sei ja libertär oder fast anarchistisch – offenbar in der Annahme, es handele sich dabei um etwas Schlechtes. Die Angst vor dem Ungewissen, das Wissen um eine Adresse, an die …

Freiheit für das Handeln, weltweit

Protektionismus ist in und ein folgenreicher Fehler. Im letzten Jahrzehnt, nicht erst während der Präsidentschaft von Donald Trump, ist das bellizistische Vokabular wieder in die öffentliche Diskussion gesickert. Von Währungs- und Wirtschaftskriegen war die Rede. Wirtschaftssanktionen gelten allen empirischen Nachweisen zum Trotz immer noch als probates Mittel der Politik. In der Corona-Pandemie haben die politischen Entscheidungen weltweite Lieferkettenunterbrochen, deren Folgen noch Jahre zu spüren sein werden. Gepaart mit kollektivistischem Getöse über das Großmachen von Nationen …

Vom Wesen der Revolution

Was kennzeichnet Revolutionen? Wie entstehen und verlaufen sie? Handelt es sich um massenhafte Erhebungen gegen Missstände? Werden Revolutionen erfolgreich initiiert und realisiert? Antworten auf diese und viele weitere Fragen gibt der vorliegende Band, entstanden aus der dritten Carl-Schmitt-Vorlesung „Der bedrohte Leviathan“, gehalten von Jörg Baberowski im Oktober 2016 im Tieranatomischen Theater der Charité in Berlin. Es handelt sich um einen „Versuch, die Revolution als ein eruptives Geschehen zu verstehen“. (9) Der Osteuropahistoriker erörtert das Phänomen …

Politische Geschichten bestimmen unser Leben

Spätestens seitdem Menschen begannen, sich am Lagerfeuer zu wärmen, erzählten sie Geschichten und liebten es Geschichtenerzählern zuzuhören. Das hat sich bis zu den sozialen Medien heute nicht grundlegend verändert, wenn auch die Feuer vielleicht an anderer Stelle brennen und die Geschichten kürzer geworden sind. Inzwischen wird ein Großteil der Geschichten, die unser eigenes Leben erheblich beeinflussen und die unser gesellschaftliches Zusammenleben formen, nicht mehr erzählt. Es handelt sich um mentale Modelle, mit denen wir auf …

Kleine Philosophie der Macht

Es gibt schöne Bücher. Es gibt Bücher, hinter denen ein kluger Kopf steckt, der sie erdacht und geschrieben hat. Die kleine Philosophie der Macht ist ein Buch, das anmutig wirkt, zugleich tiefgründig, zuweilen mit einem Augenzwinkern. Das dritte der dem Text vorangestellten Zitate stammt von Jimmie Hendrix: „Wenn die Macht der Liebe die Liebe zur Macht überwindet – erst dann wird es Frieden geben.“ Peter Cornelius Mayer-Tasch ist Professor im Ruhestand und hat etwas zu …

Rätsel "Entfremdung der Eliten" gelöst

Warum scheint die Demokratie in Deutschland und dem Westen insgesamt mehr oder minder defekt zu sein? Warum entspricht das deutsche Parteiensystem allenfalls partiell den Präferenzen vieler Bürger? Warum haben sich die sogenannten politischen Eliten von der normalen Bevölkerung abgekoppelt? Diese Fragen stehen erst seit wenigen Jahren im Raum. Verschiedene hellsichtige Beobachter haben aktuell, aber auch bereits vor Jahren, mitunter Jahrzehnten Ursachen identifiziert, darunter den Niedergang des Nationalstaats als natürlichem Raum für eine parlamentarische Demokratie (Ralf …

Bürgerliche Selbstorganisation versus Demokratie?

Das Rezensionsmagazin Sehepunkte kann ich uneingeschränkt empfehlen. Das breit gefächerte Angebot erstreckt sich auf Besprechungen von Büchern der Geschichtswissenschaften, gegliedert in Antike, Mittelalter, Neuzeit und Kunstgeschichte. Hinzu kommen Islamische Welten. Über Bürgerliche Netzwerke hat Daniel Watermann ein offenbar beachtliches Buch geschrieben. Den Wert der Arbeit legt Thomas Hertfelder in seiner Rezension dar. Watermann habe in seiner innovativen Studie mittels einer Netzwerkanalyse Sozialstruktur, Binnenbeziehungen und Verflechtungen sowie Interaktionen eines sich rasch ausbreitenden Vereinswesens in der Universitätsstadt …

Ein Problem privater Macht

Ein Blick hinter die Kulissen von Nichtregierungsorganisationen offenbart so gar nichts Grünes. Greenpeace gilt als politische Non-Profit-Organisation. Nach dem in Deutschland beschleunigten Atomausstieg 2011 suchte Greenpeace – genauso wie der BUND – nach neuen Geschäftsfeldern. In einer Art Arbeitsteilung sollen die beiden ihre Kampagnen koordiniert haben: Tatsächlich attackierte Greenpeace die Staatsforsten insbesondere in Bayern, aber auch in Hessen. Mehr Urwald lautete die Forderung, d.h. mehr Waldflächen, die sich selbst überlassen bleiben und nicht gepflegt oder …

Gewalt ist eine Frage der Gelegenheit

Gewalt ist eine Frage der Gelegenheit „Frieden und Sicherheit gibt es nur, weil Menschen töten können. Ein Leben ohne Macht ist nicht vorstellbar, weil es ein Leben ohne Gewalt nicht gibt.“ Mit diesen beiden Sätzen schließt Jörg Baberowski seine Untersuchung über das Wesen der Gewalt ab. Im Abschnitt über die Anthropologie der Gewalt stellte der Osteuropahistoriker der Berliner Humboldt Universität fest: „Menschen können immer töten, wenn sie wissen, dass straflos bleibt, was sie tun, und …