Wider den gespenstischen Zeitgeist
Wider den gespenstischen Zeitgeist

Wider den gespenstischen Zeitgeist

Ramin Peymani: Spukschloss Deutschland. Der Zeitgeist als Gespenst einer Generation, Juwelen Verlag, o.O. 2016, 188 S., 11,90 Euro.
Ein Gespenst geht um in Deutschland. Erhebliche Teile der Bevölkerung sind genervt, ob der Heimsuchung. Mit ihren längst rostigen Rasselketten nerven Medien und Politik. Indes schaffen sie es nach wie vor, die Gesellschaft zu verschrecken und vor allem Andersdenkende auszugrenzen, zu beschimpfen, zu beleidigen und sogar zu Feinden der Gesellschaft zu erklären. Umso drängender ist die Aufgabe des Geisterjägers geworden.
Ramin Peymani, liberaler Autor, gestählt durch seine Klodeckel-Triologie, widmet sich beharrlich der Aufgabe, den Spuk durch Richtigstellungen auszutreiben. Wöchentlich wählt er eine Untat aus, erläutert, kommentiert und ordnet sie ein. Über 60 Exorzismen sind so in einem Band zusammengekommen. Der Spuk der „links-grünen Gesinnungspolizei“ reicht von pervertierter Solidarität über Kinderindoktrination von Verlagen und Fernsehsendern bis zum Geschlechterkampf bei Ampelmännchen und -frauchen und -neutralchen. Auch eine Reihe von Richtigstellungen rund ums Geld, ob Euro, „Hunger-Boni“ und Europa fehlen nicht. Seine Einschätzung ist ein Volltreffer: „Der Euro ist eine der größten politischen Fehlentscheidungen der europäischen Geschichte.“
Wirkt die wöchentliche Lektüre per Newsletter schon reinigend, so versetzt der gesammelte politisch-mediale Humbug den Leser in ein Wechselbad der Gefühle: Abscheu, Begreifen – der Irrsinn ist in Deutschland zur Normalität erklärt worden –, Wut und Widerstand gehören dazu.
Die Lektüre zeigt eindringlich, was Ramin Peymani im Prolog anprangert: Der Zeitgeist „will uns umerziehen“, „Sprachpolizisten und Tugendwächter“ profitieren und speisen eine „einseitige Medienberichterstattung“, es gibt ein „perfides Zusammenspiel von Medien und Politik“. Indes gilt auch, dass Gespenster nur dort eine Heimat finden, wo man an sie glaubt. Folglich weist der letzte Satz des Buches den Weg aus dem Spukschloss: „Wenn wir uns nicht einschüchtern lassen, ihm furchtlos entgegentreten und anderen zeigen, dass man keine Angst vor ihm haben muss, können wir dieses Gespenst irgendwann vielleicht sogar wieder vertreiben.“
Michael von Prollius