Europäische Vielfalt statt Einfalt und Gewalt
Europäische Vielfalt statt Einfalt und Gewalt

Europäische Vielfalt statt Einfalt und Gewalt

Für europäische Vielfalt – wider den Euro-Einheitsstaat! Diese Botschaft steht im Mittelpunkt der lesenswerten und leicht verständlichen Schrift von und Philipp Bagus und Alexander Marquart. Es ist eine genau zur rechten Zeit publizierte Aufklärungsschrift, in der die „Euromantiker“ wegen ihrer un-europäischen EU-Ideologie kritisiert werden. Hingegen erfahren Kleinstaaterei und Dezentralismus aus guten Gründen viel Lob.

Der Brexit macht die EU zu einem Kann-Projekt. Bagus und Marquart stehen in einer Traditionslinie, die die europäische Zersplitterung und den Wettbewerb als Erfolgsgrundlage Europas ansehen. Sie argumentieren, dass große Staaten instabiler und kleine Staaten näher an den Menschen sind, indem sie die Perspektive des handelnden Menschen einnehmen. Berufen können sie sich auf Nassim Nicholas Taleb und Leopold Kohr, zwei Kronzeugen für stabile, robuste Kleinheiten und für erfolgreiche Dezentralität.

Die wuchernden Bürokratien der Großstaaten mit ihrem mangelnden Wissen, einer unmöglichen wirksamen Kontrolle, mangelnden Entdeckungsverfahren und allfälliger Korruption werden endlich einmal in ein anderes Licht getaucht als das der üblichen Medienscheinwerfer.

Viele kleine Staaten befördern den politischen Wettbewerb und ermöglichen damit bessere Lösungen, gerade auch für Steuer- und Abgabensysteme. Das etablierte und immer weiter befestigte EU-Hochsteuerkartell wird, wie die Erfolgsautoren von „Warum andere auf Ihre Kosten immer reicher werden“ zeigen, von Politikern befürwortet, die selbst keine Steuern zahlen, aber Empfänger von Steuereinnahmen sind. Umverteilung ist ihre (Bestechungs-)Methode. Das im Text enthaltene Milton Friedman Zitat bringt es auf den Punkt: „Man kann einen Sozialstaat haben – und man kann offene Grenzen haben. Aber man kann nicht beides gleichzeitig haben.“
Kleinheit befördert Freihandel und verhindert Autarkie. Dezentralität fördert Wettbewerb, auch beim Geld. Dem Thema wird viel Raum gewidmet. Es fehlt nicht am Hinweis auf die kulturelle Blüte in der Zeit deutscher Kleinstaaterei. Auch ein Plädoyer für Private Cities ist enthalten.

Größere Staaten haben sich als aggressiver, kleinere als friedlicher erwiesen; eine Verteidigung war historisch auch in Städtebündnissen erfolgreich, etwa der Hanse oder dem Deutschen Bund. Bagus und Marquart greifen eine Reihe kritischer Einwände auf und entkräften sie.
Das Buch endet mit zwei Szenarien: Vereinigte Staaten von Europa – als verschmolzene Staaten, latent autoritär im Habitus und als Alternative die Rückbesinnung auf „Small is beautifull“ angestoßen durch den Brexit.
Der Band ist durchweg gut geschrieben, leicht und schnell lesbar. Fachkundigen Liberalen finden viele bekannte Argumente (Hinweis in eigener Sache), andere politisch Interessierte werden zum Quer- und Andersdenken animiert. Möge die Meinungsvielfalt die herrschende Einfalt bereichern!

Alexander Marquart und Philipp Bagus: Wir schaffen das alleine. Warum kleine Staaten einfach besser sind, Finanzbuch Verlag, München 2017, 160 S., 14,99 Euro.