1962 übersiedelte de Jasay nach Paris und arbeitete im Bankenbereich, zunächst in Führungspositionen, dann selbstständig als Investmentbanker in verschiedenen europäischen Ländern und den USA. Seit 1979 verbringt er seinen Ruhestand an der Küste der Normandie.
De Jasay hat sich zunächst vor allem für Nationalökonomie interessiert. Später wandte er sich jedoch der politischen Philosophie zu. Seine Veröffentlichungen, darunter mehrere Bücher, die in sechs Sprachen übersetzt wurden, behandeln vorwiegend sozialphilosophische Fragen. Der gebürtige Ungar, der vor allem auf Englisch publiziert, gilt jenseits der akademischen Mainstream-Zirkel als einer der konsequentesten lebenden liberalen Philosophen.
De Jasay hat eine eindeutige theoretische Grundlegung des Liberalismus entwickelt. Sie bildet den Kern seines Buches „Liberalismus – neu gefaßt“ (engl. Original: „Choice, Contract, Consent), aus dem der nachfolgende Text entnommen ist. De Jasay hat sich eine strikte Formulierung zur Aufgabe gemacht, um den Liberalismus gegen zersetzende Einflüsse zu immunisieren. Zwei Grundthesen mögen dies verdeutlichen. Die logische lautet: Jede beabsichtigte Handlung ist frei und darf daher durch die Regierung weder geregelt noch besteuert oder bestraft werden, solange nicht nachgewiesen werden kann, dass sie nicht frei ist. Die moralische lautet: Gesetze der Unterwerfung, die eine Pflicht zum politischen Gehorsam beinhalten, sind abzulehnen, weil eine unfreiwillige Unterwerfung unter einen politischen Willen, der noch dazu häufig von einer Minderheit, nie aber von einem Kollektiv insgesamt geäußert wird, moralisch unerhört ist. Grundsätzlich gilt es, die Aufmerksamkeit weg von Gesetzen zu richten und stattdessen stärker auf Konventionen zu achten. Günstigenfalls sind Gesetze ohnehin nur Ausdruck historischer Praktiken. Konventionen beruhen, anders als Gesetze, auf Selbstüberwachung und Freiwilligkeit.